Westernreiten für Anfänger

Westernreiten auf der Veranstaltung Pferd International.

Das Westernreiten ist eine Reitart, welche auf eine lange Tradition zurück blicken kann. Neben den klassischen Reitweisen, wie Vielseitigkeit, Dressur oder Springen ist sie vor allem im Freizeitsport sehr beliebt. Doch es gibt auch ein Profisportsegment, das beim Westernreiten von Pferd und Reiter alles abverlangt. Rasante Wendungen, oder gemütliche Ausritte im Westernsattel? Bis es soweit ist, müssen jedoch Pferd und Reiter auf diese Reitweise eingestellt werden. Vor allem muss das Equipment passen, denn nur so wird das Westernreiten authentisch und bereitet Spaß.

Die Geschichte des Westernreitens

Cowboyfilme kennt sicherlich jeder. Die Männer sitzen lässig in ihrem schicken Westernsattel und scheinen wie von allein ihr Pferd mit nur einer Hand im Griff zu haben. In der Tat zeichnet sich auch heute noch das Westernreiten dadurch aus, dass viele Hilfen durch die Beine gegeben werden. Dies war früher notwendig, denn die Reiter brauchten immer einen Hand frei. Kühe treiben, die Herde zusammenhalten oder Tiere mit dem Lasso einfangen, waren damals die grundlegende Arbeit. Deswegen brauchten sie eine Hand frei, um diese und andere Arbeiten übernehmen zu können. Die Entstehung dieser Reitweise geht auf die Eroberung des amerikanischen Kontinents zurück. Die Spanier, genauer gesagt die Konquistadores, besiedelten überwiegend den Südwesten der Vereinigten Staaten. Sie brachten selber Pferde und Vieh mit. Im Laufe der Zeit gingen die spanischen Einwanderer zu Ackerbau und Viehzucht über. In den Regionen der spanischen Siedler war vor allem die spanische Reitweise stark ausgeprägt. Sie gilt daher heute als Grundstein für das Westernreiten an sich.

Kalifornien spielte eine große Rolle in der Historie des Westernreitens

Was heute kaum vorstellbar ist, war damals ein nahezu traumhafter Zustand. Kalifornien war von jeglicher Stadt weit entfernt. 150 – 200 Jahre war die heutige Metropole eine spanische Kolonie. Die importierten Pferde lebten in Freiheit und in ihren Herden. Sie gelten als der Grundbestand der wild lebenden Mustangherden. Zugeritten wurden von diesen Pferden ausschließlich die besten Tiere. Aus der spanischen Ausstattung, entwickelten sich mit der Zeit die Westernsättel und Trensen. Das heutige reiten mit gebissloser Zäumung fand bereits hier seine Anfänge. Die damals verwendeten Gebisse gaben dem Pferd Gaumensignale. Geübte Reiter verwendeten häufig kaum eine richtige Zäumung, sondern ritten entweder mit einer Art Reithalfter oder mit einem Halsring. Im Laufe der Jahre entwickelte sich eine Reitkultur, welche heute als sehr hochstehend angesehen wird. Wer diese Reitkunst im Vollendung erlernen möchte, braucht viel Geduld, Training und viele Jahre.

Kalifornische Reitweise ist heute noch zu finden

Beim Westernreiten gibt es den so genannten California-Style. Das Treiben von Herden, sowie das Einfangen von Tieren setzte voraus, dass große Flächen zur Verfügung standen. Pferd und Reiter mussten eine Einheit bilden. Der Cowboy hatte nicht viel Zeit, um seinem Pferd klar zu machen, was er gerade erwartete. So wurden die Pferde meist im Alter von 4-5 Jahren auf die intensive Reitweise eingestellt. Die Ausbildung dauerte meist 3 Jahre und führte dazu, dass die Pferde extrem fein auf Hilfen und Kommandos reagierten. Die spanischen Einwanderer nannten die Pferde stets ihren wertvollsten Besitz. Sie waren mehr als nur ein reines Arbeitsmittel. Denn ohne sie hätten sie vermutlich kaum eine solche Entwicklung auf dem amerikanischen Kontinent durchmachen können. Daneben entwickelte sich auch noch der heute bekannte Texas-Style, der dem Kalifornischen recht ähnlich ist. Um ihren Stolz auszudrücken, verzierten sie die Sättel und Trensen ihrer Pferde. Dabei kamen aufwändige Muster auf das Leder. Auch Silber war damals schon ein „Must-Have“. Edle Punzierungen gepaart mit geprägtem Silber sind auch heute noch ein wahrer Blickfang an jedem Westernsattel.

Die Entstehung der Western-Wettkämpfe

Natürlich wollte jeder sein Pferd und seine prachtvolle Ausstattung anderen präsentieren. So wurden bereits in frühen Zeiten spezielle Wettkämpfe ausgefochten. Reiter und Pferd zeigten dabei, welche hohe Präzision sie besitzen und präsentierten spektakuläre Darbietungen. Pirouetten, Levaden und Kapriolen, sowie bestimmte Reitmanöver sind auch heute noch in Western-Wettkämpfen zu sehen und gehören zum Pflichtprogramm.

Was macht Westernreiten so besonders?

Vieles, was wir heute als neumoderne Entwicklung im Pferdeumgang und der Haltung kennen, hat ihren Grundbaustein im Westernreiten. Der respektvolle Umgang mit dem Pferd, was heute als Horseman-Ship bezeichnet wird, das Reiten mit dem Zügel in nur einer Hand, die gebisslose Zäumung und auch das einhändige Neck Reining reiten, sind Dinge, die damals bereits in Vollendung praktiziert wurden. Im Leistungssport des Westernreitens arbeitet das Pferd überwiegend auf der Hinterhand. Es wird nur über das Gewicht, und entsprechende Gewichsthilfen gelenkt. Es ist eine klar definierte, aber deutlich lockerere Reitweise für das Pferd und den Reiter. Nicht umsonst haben wir sofort das Bild eines entspannt im Sattel sitzenden Cowboys im Kopf, wenn wir an das Westernreiten denken. Doch warum kann er so entspannt im Sattel sitzen?

So funktioniert das wirkliche Westernreiten

Ein Westernsattel oder -Zaumzeug macht noch lange kein Westernpferd, oder einen Westernreiter. Aber sie sind die Ausgangsbasis. Der Westernsattel ist im Übrigen meist etwas schwerer, als andere Sättel. Dafür hat er einen anderen Schwung und verlagert sein Gesamtgewicht anders auf dem Pferderücken. Um das Westernreiten zu erlernen, sollte ein gut trainiertes Pferd geritten werden. Denn ein Westernpferd, das hier gut ausgebildet ist, sorgt dafür, dass der Reiter nicht anders kann, als sich auf das Pferd einzustellen. Ein Training mit dem eigenen Pferd, das bislang in anderen Reitweisen trainiert wurde, sollte von einem Profi begleitet werden. Wichtig beim Westernreiten sind:

  • Zügelführung (hierrüber erhält das Pferd nicht nur die Richtung angwiesen, sondern auch klare Signale zur Anspannung und Entspannung)
  • Beinhaltung
  • Gewichtsverlagerung

Die Zügelführung – großer Unterschied zu anderen Reitweisen

Bei der Zügelführung kommt es bereits zum ersten wichtigen Punkt. Bei der englischen Reitweise gibt es nur wenig Spielraum was den Zügel angeht. Die Haltung der Arme und Hände ist klar vorgegeben. Das ist sie zwar auch im Westernreiten, aber hier gibt es deutlich mehr „Freiheiten“ für Pferd und Reiter. Allerdings sind diese „Freiheiten“ an Signale gekoppelt. Der lose Zügel signalisiert dem Pferd, dass alles okay ist. Lehnt der Reiter den Zügel an einer Halsseite des Pferdes an, so weicht das Pferd vom Zügel. Es geht also in die andere Richtung. Ebenso verhält es sich auch mit den Schenkelhilfen. Wird das Pferd einhändig geführt, so setzt dies voraus, dass das Pferd durchlässig ist. Der Reiter selbst muss in Selbsthaltung und Gewichtsverlagerung sicher sein. Denn allein dadurch wird das Pferd geführt. Die Sporen waren früher übrigens dazu da, um sanfte Hilfen zu geben. Im Freizeitsport sind sie jedoch völlig unnötig, und werden von der breiten Masse der Westernreiter sogar verpönt. Denn wer mit Sporen arbeitet, muss sicher sein was er tut.

Für die Erstausstattung den Profi beauftragen

Die Ausstattung ist sehr wichtig. Egal ob für den Sport oder das Freizeitreiten. Ein Westernsattel muss perfekt sitzen. Damit er sowohl für Pferd und Reiter den perfekten Komfort und ausreichende Bewegungsfreiheit bietet, sollte er generell vom Sattler regelmäßig überprüft werden. Beim Kauf sollte ebenfalls der Profi das Pferd vermessen. Denn Concha-Abstand, Länge des Sattels sowie die Höhe des Widerristes spielen hier eine tragende Rolle. Ein falsch sitzender Westernsattel kann schnell zu Satteldruck führen. Ein entsprechendes Pad sollte ebenfalls immer unter den Sattel gelegt werden. Um hier keinen Fehler zu begehen, sollten vor allem Anfänger oder Umsteiger den Profi für Westernsättel beauftragen. Passt der Sattel perfekt, so kann das Pferd völlig entspannt in die Konzentration gehen.

Westernreiten ist eine sanfte Reitweise!

Der Grund ist der Grundsatz beim Westernreiten: „Die Beherrschung des Pferdes durch Aktivierung der Hinterhand zum Tragen in den Hanken unter Annahme der reiterlichen Hilfen, um den freiwilligen Gehorsam des Pferdes zu erreichen.“ Ein Miteinander in Harmonie und ohne Gewalteinwirkung ist das Ziel und die Vollendung des Westernreitens. Nur so werden Anfänger und Fortgeschrittene eine Einheit mit ihrem Pferd. Westernreiten ist eine sehr sanfte Reitweise. Gerten sind hier beispielsweise überhaupt nicht erwünscht. Viele Westernreiter beginnen damit, mit dem Pferd vom Boden aus zu arbeiten. Sie gehen mit dem Pferd über den Platz und lassen das Pferd aufgrund der natürlich vorhandenen Instinkte mit ihm agieren. Stellen dabei aber selber immer den Herdenführer dar. Vertrauens- und Gehorsamsübungen sind der Grundbaustein. Auf diesen wird dann später aufgebaut. Daher können solche Bodenübungen, oder auch Spaziergänge verbindend wirken. Sie sind wichtig, um eine gesunde Basis fürs spätere Reiten zu fördern. Westernreiten kann sehr rasant werden, und dennoch gilt sie als eine der ruhigsten und entspanntesten Reitweisen überhaupt.

Westernreiten auf Turnieren

Westernreiten auf der Veranstaltung Pferd International.
Westernreiten auf der Veranstaltung Pferd International.

Bei Turnieren für das Westernreiten gibt es feste Regeln der jeweiligen Disziplinen. Zudem gehört auch eine traditionelle Kleidung sowie entsprechende Ausrüstung dazu. Bei Turnieren müssen sowohl geprüfte Richter aus dem Inland als auch aus dem Ausland vorhanden sein. Die einzelnen Disziplinen, zu denen sich Westernreiter mit ihrem Pferd anmelden können, unterliegen strengen Reglements. Wichtig ist es, während der Ausbildung des Pferdes und des Reiters, ein logeslassenes Pferd zu erhalten, welches in Selbsthaltung steht und den Hilfen entsprechend als Reitpferd deklariert werden kann. Jeder der sich als Freizeitsportler, oder später auch als Turniersportler für das Westernreiten interessiert muss verstehen, dass es sich um eine Ausbildung handelt, welche die Arbeit zu Grunde liegen hat. Hier ist tatsächlich die Arbeit des Pferdes und Reiters gemeint. Denn ursprünglich wurden die Pferde zum Zwecke ausgebildet, Arbeit zu verrichten. An diesen früheren Tätigkeiten koppelt sich auch die heutige Reitweise. Ist die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen, so lassen sich auch im Freizeitbereich tolle Tricks mit dem Pferd einüben. Entspannte Ausritte in die Natur, in völliger Harmonie und im Gleichgewicht mit dem Pferd sind dann der Lohn für eine vorangegangene Arbeit. Denn diese schafft auch Vertrauen zwischen Tier und Mensch.

Bildquelle:

By Usien (Own work) [GFDL or CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

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