Der Reitsattel: Wichtig für den Reiter, gut für das Pferd

Der Reitsattel gehört zu den wichtigsten Bestandteilen einer Reitausrüstung. Schon seit Jahrtausenden wird er in verschiedensten Formen genutzt. Die ersten Sättel, noch weit vor Christus, waren auf das Tragen der Menschen nicht ausgelegt. Die ersten Sättel waren zum Gepäcktransport gedacht, Packsättel werden heute noch z. B. in der Mongolei genutzt. In allen reitenden Völkern sind verschiedenste Sättel verbreitet, je nach Sportart unterscheiden sich die Sättel durch einzelne Bestandteile, die Schnittform und die Elemente.

Warum ist ein Sattel wichtig?

Ein Reitsattel, unabhängig der Sportart, soll vor allem zwei wichtige Funktionen erfüllen: Dem Reiter Sicherheit, Stabilität und Funktionalität bringen und den Pferderücken durch die sanfte Verteilung des Reitergewichts schonen. Ein Sattel gibt die Möglichkeit, für jede Aktivität den optimalen Sitz zu finden, unterstützt die Muskulatur und schützt den Menschen vor vorzeitigen Ermüdungserscheinungen.

Aus welchen Teilen besteht ein Sattel?

Je nach Modell und Funktion sind die Sättel teils unterschiedlich. Am Beispiel eines Vielseitigkeitssattels kann man folgende Teile unterscheiden:
  • Sattelkammer
  • Vorderzwiesel
  • Sitzfläche
  • Hinterzwiesel
  • Sattelpolster
  • Sattelblatt
  • Pauschen
  • Steigbügelhalterung
  • Aufsteigriemen
Alle Teile des englischen Sattels bestehen aus Leder bzw. sind mit Leder überzogen. Zusätzlich zum Sattel benötigt man beim Reiten Steigbügel, Steigbügelriemen sowie einen Sattelgurt, mit dem der Sattel am Pferdethorax befestigt wird. Es ist wichtig, einen passenden Sattel für das Pferd zu finden um Schäden am Rücken zu vermeiden und den größtmöglichen Komfort beim Reiten zu ermöglichen.
Der richtige Sattel bietet Stabilität, Sicherheit und Komfort.
Der richtige Sattel bietet Stabilität, Sicherheit und Komfort.

Den richtigen Sattel finden

Ein gut sitzender, passender Sattel ist nicht nur für Profis, sondern auch für Freizeitreiter unerlässlich. Viele Faktoren spielen eine Rolle. Die Kammerweite muss stimmig sein, die Länge der Sitzfläche, die Lage der Beine und auch die Größe der Sattelblätter sind wichtig. Über die Beine des Reiters geschieht ein großer Teil der Kommunikation mit dem Pferd, ein falsch oder schlecht sitzender Sattel verfälscht diese und führt zu Missverständnissen, schlechteren Ergebnissen und Unwohlsein beim Pferd-Mensch-Team. Idealerweise kann man sich einen Sattel anpassen lassen, aber auch Standardvarianten oder gar gebrauchte Sättel können gut passen. Wichtig ist dabei, den Sattel sorgfältig auf Größe, Sitz und Beschaffenheit zu prüfen. Ein hochwertiger und individuell angepasster Sattel erfordert viel Wissen und ein gutes Handwerk, entsprechend teuer können die Sättel werden. Das Preisspektrum ist groß, für einen neuen Sattel kann man zwischen 200,- € und 2000,- € bezahlen. Wenn man einen Sattel nach Maß bestellt, sind eine ausführliche Beratung sowie die Messung durch einen Profi direkt am Pferd notwendig.

Qualitätsmerkmale: Wie erkennt man einen guten Sattel?

  • Der Sattel macht insgesamt einen hochwertigen Eindruck
  • Der Sitz ist auch zu Beginn bequem
  • Keine Stellen, die scheuern oder drücken (Bei Pferd und Reiter)
  • Das Leder ist geschmeidig
  • Das Pferd läuft unter dem Sattel flüssig
  • Es ist möglich, die richtige Kammerweite zu bestellen
  • Die Beratung ist kompetent, auf die Wünsche des Käufers wird eingegangen

Video: Den passenden Sattel finden

Welche Sättel gibt es? Art, Funktion und Unterschiede

1. Vielseitigkeitssattel

Der Vielseitigkeitssattel kommt aus dem englischen Sport und ist ein Allrounder. Damit werden Vielseitigkeitsturniere geritten, die aus Springen, Dressur sowie Gelände bestehen. Die meisten Freizeitreiter besitzen für die alltäglichen Aktivitäten den Vielseitigkeitssattel, der Freizeitreiten, Dressur und Springsport auf einem mittleren Niveau ermöglicht. Der Sitz im Vielseitigkeitssattel ist angenehm und bequem. Es handelt sich um einen Sportsattel, der eher für zeitlich begrenzte Aktivitäten sinnvoll ist, für eine tägliche stundenlange Arbeit auf dem Pferd ist dieser nicht geeignet. Auf dem Vielseitigkeitssattel sitzt der Reiter sehr nah am Pferd, was präzise Hilfen ermöglicht. Auch für das Lernen der Reitkunst ist dieser Sattel die häufigste Wahl.

2. Springsattel

Der Springsattel verfügt über deutlich kürzere Sattelblätter, als der Vielseitigkeitssattel, erfordert einen sportlichen Sitz und stärker gebeugte Beine des Reiters. Er hat einen flacheren Sitz und ist länger konstruiert, bietet Leichtigkeit und Halt im Sprung und ist an den Pauschen häufig stärker gepolstert. Die Pauschen liegen höher im Kniebereich des Reiters, um Stabilität beim Sprung im leichten Sitz zu gewähren. Der Springsattel wird im Sport genutzt und ist vor allem auf Turnieren höherer Klasse ein Muss.

3. Dressursattel

Für die englische Disziplin Dressur wurde der Dressursattel konstruiert. Dieser wird seltener im Freizeitbereich genutzt, da er einen sehr geraden Sitz mit langen Beinen erfordert und auch das Aussehen und die Haltung eine große Rolle spielen. Für Anfänger ist der Sattel häufig unbequem und das Gefühl von Unsicherheit ist durch sehr lange Sattelblätter und entsprechend tiefe Steigbügel nicht selten. Dennoch fördert der Dressursattel einen vorbildlichen Sitz und auch die Stabilität im Rumpf und in der Hüfte. Im Dressursattel sitzt der Reiter sehr nah am Pferd, da vor allem in diesem Sport sehr präzise Hilfen gegeben werden.

4. Westernsattel

Fern von dem klassisch englischen Reitsport liegt der große Bereich Westernreiten. Von der Haltung über die Anforderungen bis zu der Grundstimmung ist das Reiten im Westernstil völlig anders. Dieser Unterschied ist ebenso im Sattel deutlich. Der Westernsattel hat völlig andere Anforderungen, als die klassischen englischen Sättel. Er ist sehr tief, hat einen bequemen Sitz, ist anders konstruiert und hat vorrangig den Sinn, den Reiter viele Stunden ohne Schwierigkeiten auf dem Rücken des Pferdes zu tragen. Ein entscheidendes Detail ist das Horn, welches vorne am Sattel angebracht ist. Es hat den Zweck, eine Halterung für das Lasso zu sein und dem Reiter die Hände freizuhalten.  Der Westernsattel stammt aus den USA und wurde ursprünglich für die Cowboys entwickelt, die den gesamten Tag nicht vom Pferd absteigen und möglichst hohe Bequemlichkeit beim guten Halt benötigen. Ursprüngliche Westernsättel sind über 10kg schwer, mittlerweile werden leichtere Stoffe genutzt, um das Pferd zu entlasten. Westernsättel gibt es in verschiedenen Ausführungen, angepasst an den jeweiligen Sport, z. B. Cutter-Sättel, Pleasure, Show, Roper oder Barrel Racer.
Der Westernsattel überzeugt mit Bequemlichkeit, Schönheit und Funktionalität.
Der Westernsattel überzeugt mit Bequemlichkeit, Schönheit und Funktionalität.

5. Rennsattel

Für Pferderennen gilt es, möglichst wenig Gewicht auf dem Rücken des Pferdes zu haben. Die Sättel sind dementsprechend leicht und minimalistisch. Die Bügel sind sehr kurz eingestellt, um die Bewegung des Tieres nicht einzuschränken, der Reiter sitzt dabei vorgebeugt. Für Freizeitreiten ist der Rennsattel nicht geeignet, es ist nicht für einen bequemen Sitz konzipiert. Das Gewicht des Rennsattels ist rekordverdächtig gering: Gemeinsam mit den Steigbügeln wiegt das Konstrukt rund 250g.

6. Distanzsattel

Beim Distanzreiten handelt es sich um eine Sportart, die sehr viel gemeinsame Zeit auf dem Pferderücken ermöglicht. Distanzsättel gibt es in zahlreichen Ausführungen und Varianten, viele Exemplare ähneln den englischen Sätteln, eigene bringen eher das Modell des Westernsattels mit sich. Sie sind sehr gut gepolstert, bequem, haben einen tiefen und breiten Sitz und verteilen das Gewicht des Reiters möglichst gleichmäßig und schonend.

7. Wanderreitsattel

Wanderreitsättel sind ebenso wie die Distanzsättel äußerst bequem, nicht für Rennen und Sprünge ausgelegt und ermöglichen einen angenehmen Sitz über viele Stunden täglich. Häufig verfügen die Sättel über bequeme Bügel, Satteltaschen und eine gute Polsterung. Sie sind widerstandsfähig und für Dauerbelastungen ideal. Der Sattel liegt sehr breit auf, um keine Druckstellen zu erzeugen. Ebenso verfügt er über zahlreiche Möglichkeiten, zusätzliches Gepäck direkt am Sattel anzubringen.

8. Damensattel

Der Damensattel trägt eine lange Geschichte und wird heute nur noch selten im Sport genutzt. Es ist ein Ledersattel, bei dem die Reiterinnen beide Beine auf derselben, für gewöhnlich der linken Seite haben. Der Sattel ist für sehr erfahrene, ambitionierte Reiterinnen interessant und wird aktuell hauptsächlich zu Showzwecken im Barockreiten genutzt.

9. Polosattel

Für das Spiel Polo wurde ebenso eine Ausrüstung entwickelt, dazu gehört auch der Polosattel. Es ist ein recht leichter Sattel, der doppelt am Pferd gesichert wird um die Gefahr zu minimieren. Der Sattel wird aus rauem Leder gefertigt, besitzt keine Kniepauschen und ist ausschließlich für das Spiel geeignet.

10. Töltsattel

Wer seine Leidenschaft in dem reiten der Gangpferde entdeckt hat, wird sich an einem Töltsattel erfreuen. Der Töltsattel erlaubt es, mehr das Reitergewicht zu variieren und zu verlagern, ist flach geschnitten und ähnelt vom Stil eher den englischen Sätteln. Der Schwerpunkt eines Töltsattels liegt weiter hinten, als bei anderen englischen Sätteln.

So bleibt der Sattel robust und geschmeidig

Die komplette Ausrüstung für den Reitsport erfordert Pflege und eine gute Aufbewahrung. Damit bekommen sie eine große Lebensdauer und erfüllen lange ihre Funktion. Die Sättel bestehen in den meisten Fällen aus Leder und müssen entsprechend gepflegt werden. Trockenes Leder wird schnell hart und rissig, was die Qualität und auch die Funktionalität einschränken kann. Mit der Zeit passt sich der Sattel dem Pferderücken an, ebenso dem Reiter, deswegen ist das Nutzen von einem Sattel für unterschiedliche Pferde wenig sinnvoll. Alle Teile eines Ledersattels müssen regelmäßig eingefettet werden. Dazu nutzt man einen weichen Schwamm und Lederfett, welches den Sattel weich und geschmeidig hält, dabei verliert der Sattel nicht die Form. Alle Seiten des Sattels müssen eingefettet werden, auch die Gurte und Steigbügelriemen. Bei Verschmutzungen reicht es, den Sattel mit Wasser zu reinigen und anschließend an der Luft zu trocknen, dauerhafte Nässe schädigt das Leder. Sättel, die nicht regelmäßig genutzt werden, müssen abgestaubt, eingefettet und gelegentlich auf das Pferd gelegt werden, damit sie nicht hart werden. Für die Aufbewahrung ist ein Sattelschoner bzw. ein Sattelüberzug empfehlenswert. Sättel sollten nie liegen, geeignet sind Sattelhalterungen, die an der Wand angebracht sind. Ebenso muss die Sattelkammer vor Schädlingen geschützt sein und für Mäuse und Ratten unerreichbar.

FAQ: Alles rund um die Sättel

Welcher Sattel ist für mich als Anfänger geeignet?

Für Freizeit- Gelände- und englisches Reiten ist ein Vielseitigkeitssattel ideal. Besteht keine Ambition, Springen oder Dressur zu reiten, kann auch ein Westernsattel geeignet sein.

Kann ich einen gebrauchten Sattel kaufen?

Ja, aber nur mit der richtigen Kammerweite und Anprobe.

Welcher Sattel eignet sich für ein altes Pferd?

Pferdesenioren profitieren von gut gepolsterten Sätteln, z. B. einem Sattel für Distanzreiten.

Kann man ohne Sattel reiten?

Der Sattel verteilt das Gewicht des Reiters und schont den Rücken des Pferdes. Ohne Sattel sollte man nur als ein leichter Reiter eine kurze Zeit reiten.

Kann ich einen Sattel für mehrere Pferde nutzen?

Bei sehr ähnlich gebauten Pferden ist es möglich, besser ist aber ein Sattel für jedes Pferd.

Gibt es vegane Sättel?

Ja, es gibt lederfreie Sättel im Handel.

Wie viele Sättel brauche ich?

Im Freizeitsport reicht meistens ein gut sitzender Sattel. Bei ambitionierten Reitern mit vielen Interessen ist es sinnvoll, 2-3 Sättel für die jeweiligen Sportarten zu besitzen. Bei Vielseitigkeitsturnieren auf einem höheren Niveau benötigt man für jede Disziplin einen passenden Sattel.

Dem Sattelzwang vorbeugen

Manche Pferde entwickeln im Laufe des Lebens einen Sattelzwang. Dabei ist die Beziehung des Tieres zum Sattel gestört: Pferde fürchten sich vor dem Sattel, versuchen dem auszuweichen oder wehren sich dagegen. Der Ursprung liegt meistens in einem unsanften Umgang mit dem Sattel durch den Besitzer oder Reiter.

Wichtige Regeln um Sattelzwang zu vermeiden

  • Positive Verknüpfung ist zu Beginn sehr wichtig. Das Pferd muss die Chance bekommen, das Objekt ausgiebig zu begutachten und Vertrauen zu fassen.
  • Der Sattel muss vorsichtig auf den Pferderücken gelegt werden, niemals mit Schwung.
  • Die Satteldecke sollte nicht drücken, auch Fremdkörper wie Splitter oder Steinchen tun dem Pferd weh und lösen eine Abneigung aus.
  • Das Gurten und Nachgurten muss vorsichtig und schonend sein. Es ist wichtig, behutsam und langsam den Gurt festzuziehen, zunächst lose, nach einer kurzen Zeit und etwas Bewegung enger. Idealerweise gurtet man nach, wenn das Pferd ausatmet. So entsteht kein Druck und es ist dem Tier nicht unangenehm.
  • Niemals ruckartig den Gurt festziehen.
  • Schlechte Erfahrungen sollten vermieden werden. Wenn der Sattel vom Pferderücken fällt und das Pferd sich erschreckt, kann es fatale Folgen haben.
  • Gelegentliches Füttern von Leckerlis während und nach dem Satteln schafft eine positive Verknüpfung.
  • Ängstliche Pferde sowie Pferde, die bereits unter Sattelzwang leiden, brauchen viel Zeit und eine ruhige Hand. Der Sattelzwang muss kein Problem für das ganze Leben sein.